Philosophie

*Dies ist lediglich eine Quellensammlung welche zur Unterstützung deines eigenen Studiums dienen soll. Sie hat weder Anspruch auf Vollständigkeit noch darauf der Weisheits letzter Schluss zu sein.

Pañcakosa

Anonym

Das Energiesystem des Menschen befindet sich in der Energiehülle

1. Kosha (Sanskrit: कोश kośa m.) oder ( Sanskrit कोष koṣa ) bezeichnet im Yoga und im Ayurveda die fünf (Pancha) Hüllen bzw. Schichten der inkarnierten Seele (Sanskrit: पञ्चकोशाः pañcakośāḥ m. Pl. "die fünf Hüllen").

2. Kosha (Sanskrit: कोश kośa m.) oder ( Sanskrit कोष koṣa ) Fass, Eimer; Kiste, Gefäß, Kasten, Truhe; Wagenkasten; Degenscheide; Behälter, Verschluss, Gehäuse; Vorratskammer, Schatzkammer; Schatz; Wörterbuch, Spruchsammlung; Knospe, Blütenkelch, Samenbehälter; Schote, Hülse, Schale; Kokon; Eihaut; Hodensack (Scrotum); Weihwasser; Eid; Friedenstrank.

Laut der indischen Philosophie manifestiert sich menschliches Leben auf der Erde innerhalb eines ganzheitlichen Energiesystems, das sowohl physische als auch psychische und geistige Aspekte umfasst. Die fünf Koshas beinhalten diese Aspekte in verschiedenen Schichten subjektiver Wahrnehmung. Die Koshas sind Bestandteile der drei Körper (Sharira), durch die sich Atman, das reine Selbst, in seinen inkarnierten Leben (Jivana) ausdrückt.

Kosha कोश kośa Aussprache

Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Kosha, कोश, kośa ausgesprochen wird:

Die drei Körper mit den fünf Koshas

Pranayama - Die Wechselatmung hilft, die Koshas zu reinigen.

1. Physischer Körper

bildet den physischen Körper (Sthula Sharira).

2. Astralkörper

bilden den Astralkörper (Sukshma Sharira bzw. Linga Sharira).

3. Kausalkörper

bildet den Kausalkörper (Karana Sharira).

Die fünf Hüllen des Menschen können durch yogische und tantrische Techniken gezielt transzendiert und gereinigt werden: Asanas, sattwige Ernährung und Entspannung wirken auf den phyischen Körper, Atemtechniken (Pranayama) reinigen die Energiehülle, Techniken wie Meditation, Mantra-Singen und Karma Yoga bringen die emotionale Hülle ins Gleichgewicht, spirituelle Texte und Weisheiten stärken den Verstand, bieten ihm Sinn und Orientierung. Anandamaya Kosha, die Wonnehülle, kommt im Samadhi zum bewussten Erleben.

Der Atman unterscheidet sich von den fünf Koshas

Swami Sivananda

Auszug aus dem Buch "Jnana Yoga" von Swami Sivananda (Hrsg.: Divine Life Society, 2007), S. 98-108

Die fünf Koshas (Hüllen) sind Annamaya Kosha (die aus Nahrung bestehende Hülle), Pranamaya Kosha (die aus Lebenskraft bestehende Hülle), Manomaya Kosha (die aus Geist bestehende Hülle), Vijnanamaya Kosha (die aus Erkenntnis bestehende Hülle) und Anandamaya Kosha (die aus Glückseligkeit bestehende Hülle). Maya bedeutet Fülle. Kosha bedeutet Hülle. Die Scheide verbirgt das Schwert. Die Schale verbirgt die Frucht. Der Mantel verbirgt den Körper. Die fünf Hüllen verbergen den Atman.

Annamaya Kosha ist dieser grobstoffliche Körper. Sie ist die dichteste Hülle. Sie wird erzeugt aus einer Kombination von Shukla und Sonita (männlicher Same und weibliches Ei). Sie entsteht aus Nahrung, denn der Same wird nur durch Nahrung erzeugt. Der Körper wird durch Nahrung erhalten. Ohne Nahrung stirbt er. Er geht nach dem Tod in die Annamaya Erde ein. Die Hülle lässt uns Freude und Leid erfahren. Sie unterliegt sechs Wandlungen (Shadbhavavikara), die da sind Geburt, Leben, Wachstum, Veränderung, Verfall, Tod.

Annamaya Kosha formt den grobstofflichen Körper. Die Pranamaya, Manomaya, Vijnanamaya Koshas formen den feinstofflichen Körper, Linga Sharira. Anandamaya Kosha formt den Kausalkörper, Karana Sharira. Die fünf Karma Indriyas sind in Pranamaya Kosha enthalten. Die fünf Jnana Indriyas sind in Manomaya Kosha enthalten.

Die Wolken werden von den Strahlen der Sonne geschaffen und bestehen nur aufgrund der Sonne, und dennoch verdecken sie die Sonne. Der Rauch besteht nur aufgrund des Feuers und dennoch hüllt der Rauch das Feuer ein. Die fünf Koshas bestehen nur aufgrund des Atmans und dennoch überdecken sie den Atman.

Es liegt in der Natur des Menschen, dass er das Selbst mit den fünf Koshas gleichsetzt. Dies geschieht durch Avidya und durch einen Irrtum in der Wahrnehmung, Adhyasa. Der unwissende Mensch mit dumpfem Intellekt setzt das Selbst mit dem Körper gleich. Andere setzten das Selbst mit Prana, Geist, Intellekt oder Karana Sharira gleich, je nach Grad ihres Bewusstseins. Der Atman transzendiert die fünf Hüllen. Er ist vollkommen verschieden von den fünf Hüllen. Du musst diese fünf Hüllen überwinden, wenn du das Wissen über das Selbst erlangen willst. Diese fünf Hüllen formen eine Höhle (Guha), in der der Atman verborgen ist. Der aus sich selbst heraus leuchtende Atman erstrahlt inmitten der Pranas. Das Wissen über die fünf Hüllen ist eine unentbehrliche Voraussetzung, wenn du das Selbst erkennen willst und die Neti neti-Lehre des Vedantas verstehen willst.

Die 5 Koshas in der Yogatherapie

Die folgenden Argumente beweisen klar, dass der Atman vollkommen verschieden ist von der Annamaya Hülle beziehungsweise dem physischen Körper. Der Körper ist eine Masse aus Haut, Fleisch, Blut, Knochen und jeder Menge anderer Substanzen. Er kann nie das ewig klare aus sich selbst existierende Brahman sein. Er besteht nicht vor der Geburt und nicht nach dem Tod. Er besteht nur über einen kurzen Zeitraum. Er besteht aus vielen Teilen. Er ist in ständigem Wandel. Er hat Anfang und Ende. Er ist dumpf. Er ist das Resultat von Tamas. Er besteht aus den fünf Elementen. Wie könnte er das eigene Selbst sein, der stille Zeuge all dieser Wandlungen?

Ein toter Körper besitzt kein Bewusstsein. Wäre der grobstoffliche Körper der Atman, wäre der Leichnam ebenso bewusst wie der lebendige Körper. Der physische Körper ist nicht ewig, er löst sich nach dem Tod auf. Da der physische Körper einen Anfang und ein Ende hat, ist er mit einem Gefäß vergleichbar. Der Körper kann nicht das Selbst sein, denn selbst wenn Gliedmaßen amputiert werden, leben wir weiter. Dass das Selbst verschieden ist vom Körper, dass es der Zeuge dessen Aktivitäten ist, ist selbsterklärend, es muss nicht bewiesen werden.

Der Mensch ohne Unterscheidungskraft identifiziert sich mit dieser Masse Fleisch, Fett, Haut und Knochen, während der Mensch mit Unterscheidungskraft weiß, dass sich das Selbst vom vergänglichen Körper unterscheidet. Der einfältige Mensch denkt, er sei der Körper. Ein Pandit, der einige spirituelle Bücher gelesen hat, identifiziert sich mit einem Mix aus Körper und Seele, während der befreite Weise sein ewiges, unwandelbares Selbst erkennt. Solange der gelehrte Pandit seine falsche Identifikation mit dem vergänglichen Körper nicht ablegt, so lange wird er keine Befreiung erlangen, auch wenn er den Vedanta studiert haben sollte. Die Identifikation mit dem physischen Körper ist die Wurzel des Leides von Geburt und Tod und allen Begleiterscheinungen. Deshalb unterlasse sofort die Identifikation und du wirst keine Wiedergeburt mehr erleben. Oh unwissender weltlicher Mensch, gib Moha für diesen physischen Körper auf, der aus Fleisch und Knochen besteht. Identifiziere dich mit dem reinen Brahman und erreiche so Unsterblichkeit und ewigen Frieden!

Es besteht eine illusorische Verbindung zwischen Annamaya Kosha und dem Atman durch Anyonya Adhyasa (wechselseitige Überlagerung), durch welche die Dharmas (Eigenschaften) des Ersten im Letzten erscheinen und die Dharmas des Letzten im Ersten.

Die indische Logik kennt zwei Arten von Beziehung, Samavaya und Samyoga. Samavaya Sambandha ist untrennbar wie der Mensch und seine Gliedmaßen, der Mensch und seine Qualitäten, der Schauspieler und seine Rolle. Keinen Samavaya Sambandha kann es zwischen dem Atman und den fünf Koshas geben. Samyoga Sambandha ist eine Beziehung wie Trommel und Schlägel. Keinen Samyoga Sambandha kann es zwischen dem Atman und den fünf Koshas geben, da der Atman nicht aus den fünf Elementen besteht. Die Beziehung, die zwischen dem Atman und den fünf Koshas besteht, ist nur eine Adhyasa-Beziehung (Illusion, Überlagerung), wie jene zwischen Schlange und Seil, Perlmutt und Silber, Himmel und blauer Farbe. Ist es eine bedingte oder eine wechselseitige Illusion? Sie muss wechselseitig sein (Anyonya Adhyasa), denn Atman und Ahamkara gehen Hand in Hand und beziehen sich wechselseitig aufeinander.

Die wechselseitige illusorische Beziehung zwischen Atman und Annamaya Kosha kann klar verstanden werden, wenn man den Menschen zuhört: ‚Ich bin ein Mensch. Ich bin männlich. Ich lebe. Ich wachse. Ich werde sterben. Ich bin ein Junge. Ich bin ein erwachsener Mann. Ich bin ein alter Mann. Ich bin ein Brahmane. Ich bin ein Kshatriya. Ich bin ein Vaishya. Ich bin ein Sudra. Ich bin ein Brahmachari. Ich bin ein Haushälter. Ich bin ein Sannyasin. Ich bin Inder. Ich bin Engländer. Ich bin ein Pandit. Ich bin ein ungebildeter Mann. Ich bin krank. Ich bin gesund. Ich bin arm. Ich bin dick. Ich bin mager.‘ Hier werden alle Eigenschaften von Annamaya Kosha fälschlicherweise dem Atman zugeschrieben. Das was Satchidananda ausmacht, wird fälschlicherweise auf Annamaya Kosha übertragen, wie man aus folgenden Aussagen vernimmt: ‚Mein Körper ist. Mein Körper strahlt. Mein Körper ist mir lieb und wert‘. Du kannst nun klar erkennen, dass eine wechselseitige, illusorische Beziehung zwischen Atman und Annamaya Kosha besteht. Der Atman ist nicht Annamaya Kosha. Annamaya Kosha gehört nicht dir. Er ist der grobstoffliche Körper. Du bist das Selbst. Das Selbst ist verschieden von Annamaya Kosha, denn Es ist der Kenner der Hülle.

Die zweite Hülle, die dem physischen Körper am nächsten liegt, besteht aus den fünf Pranas und den fünf Tatorganen (Karma Indriyas) und wird Pranamaya Kosha genannt. Anyonya Adhyasa besteht zwischen Atman und Pranamaya Kosha. Die Eigenschaften von Pranamaya Kosha, wie Hunger und Durst, überlagern das Selbst. Der Mensch spricht: ‚Ich bin hungrig. Ich bin durstig. Ich bin stark. Ich bin hübsch. Ich gehe. Ich spreche. Ich gebe. Ich handle. Ich bin stumm. Ich hinke. Ich bin impotent. Ich bin schwach.‘ Die Eigenschaften von Pranamaya Kosha werden fälschlicherweise dem Atman zugeschrieben (dem Ich). Die Eigenschaften des Atmans werden dem Pranamaya Kosha zugeschrieben. Der Mensch spricht: ‚Mein Prana ist. Mein Prana strahlt. Mein Prana ist mir lieb und wert‘. Das ist die wechselseitige, illusorische Beziehung zwischen Atman und Pranamaya Kosha.

Prana ist Jada (dumpf) als Resultat von Tamas. Er kennt sich nicht selbst. Er kann andere nicht kennen. Im Schlaf kann er einen Menschen nicht begrüßen. Er kann den Dieb nicht vom Diebstahl abhalten. Deshalb ist er Jada, wie ein Krug oder ein Stein. Er hat Anfang und Ende. Er kann nicht der aus sich selbst heraus strahlende Atman sein, denn er ist eine Modifikation von Vayu, und wie die Luft, betritt er den Körper und verlässt ihn. Denn er weiß letztendlich nicht, ob er zu seinem eigenen Wohl oder Leid oder zu dem anderer besteht. Er ist ewig abhängig von Atman. Der Atman ist reines Bewusstsein und ewig verschieden von Pranamaya Kosha. Du bist nicht der Pranamaya Kosha. Er ist nicht dein. Er gehört zum feinstofflichen Körper. Das Selbst unterscheidet sich von Pranamaya Kosha, denn es ist der Kenner der Hülle.

Die fünf Organe des Wissens und der Geist formen den Manomaya Kosha. Der Geist ist der Grund für die Verschiedenheit von ‚Ich‘ und ‚Mein‘. Er schafft Egozentrik und Anhaftung an Haus, Frau, Sohn und Besitz. Er wirkt durch die Sinne. Er ist kraftvoll. Er schafft Name und Form. Er durchdringt den Manomaya Kosha. Der Mensch spricht: ‚Ich denke. Ich habe Fantasie. Ich bin traurig. Ich wurde getäuscht. Ich bin temperamentvoll. Ich bin ein Genießer. Ich bin kränklich. Ich wünsche. Ich sehe, schmecke, rieche, fühle, höre. Ich bin taub‘. Die Eigenschaften der Manomaya Kosha werden fälschlicherweise dem Atman zugeschrieben. Die Eigenschaften des Atmans werden dem Manomaya Kosha zugeschrieben. Der Mensch spricht: ‚Mein Geist ist. Mein Geist strahlt. Mein Geist ist mir lieb und wert.‘ Das ist die wechselseitige, illusorische Beziehung zwischen Atman und Manomaya Kosha.

Außerhalb des Geistes gibt es keine Unwissenheit. Der Geist ist Avidya. Wenn der Geist vernichtet ist, ist alles vernichtet. Wenn sich der Geist manifestiert, manifestiert sich alles. Im Traum erschafft der Geist allein Objekte wie Berge, Flüsse, Blüten, Kutschen, Pferde, Wagenlenker. Er ist Subjekt und Objekt. Im traumlosen Schlaf ruht er im Mula Ajnana, seinem Ursprung. Wäre er identisch mit Bewusstsein, müsste er weiterbestehen, auch wenn der Mensch im traumlosen Schlaf liegt. Der Geist ist Jada, dumpf. Er strahlt nicht aus sich selbst. Er ist ein Produkt von Sattva. Er hat Anfang und Ende. Er ist nur ein Instrument in den Händen des Subjektes, das sich seiner bedient. Er unterliegt der Veränderung. Er ist ständig im Wandel. Er ist Objekt. Seine Merkmale sind Freude und Leid. Deshalb kann er nicht der aus Sich Selbst heraus strahlende, unveränderliche, reine Atman sein. Der Atman besteht auch während des Tiefschlafes. Dies wird dadurch bewiesen, dass man sich beim Erwachen an den guten Schlaf der vergangenen Nacht erinnert und dass während des Schlafes kein Bewusstsein vorhanden war. Da sich nur derjenige, der etwas erlebt hat, an etwas erinnern kann, können wir schlussfolgern, dass derjenige, der sich wie oben erwähnt am Morgen an den guten Schlaf der vergangenen Nacht erinnert, während des Tiefschlafs existiert haben muss und die Glückseligkeit sowie die Abwesenheit des Wissens, an das er sich im Wachzustand wieder erinnert, erfahren hat.

Der Geist ist mit den Vrittis verbunden. Er ist unstet. Er ist Vikari. Atman ist Nirvikara, unveränderlich, der stille Zeuge. In Wahrheit bist du der Atman. Deshalb bist du nicht der Manomaya Kosha. Er ist nicht dein. Er gehört zum feinstofflichen Körper. Du bist verschieden vom Manomaya Kosha. Du bist das erkennende Subjekt. Das Selbst unterscheidet sich von Manomaya Kosha, denn es ist der Kenner der Hülle.

Buddhi mit ihren Modifikationen und die fünf Organe des Wissens bilden den Vijnanamaya Kosha. Im Tiefschlaf verbindet er sich mit der zurückstrahlenden Intelligenz (Chidabhasa). Der Vijnanamaya Kosha strahlt in höchstem Maße aufgrund seiner Nähe zu Paramatman. Der Mensch spricht: ‚Ich bin der Handelnde. Ich bin entscheidungsfreudig. Ich bin intelligent. Ich bin gebildet. Ich verstehe alles. Ich kann anderen die Zweifel nehmen. Ich kenne die Veden. Ich bin weise.‘ Die Funktionen von Vijnanamaya Kosha werden fälschlicherweise dem Atman zugeschrieben. Die Eigenschaften des Atmans werden der Vijnanamaya Kosha zugeschrieben. Der Mensch spricht: ‚Meine Buddhi ist. Meine Buddhi strahlt. Meine Buddhi ist mir lieb und wert.‘ Das ist die wechselseitige, illusorische Beziehung zwischen Atman und Vijnanamaya Kosha. Vijnanamaya Kosha kann nicht der aus sich selbst heraus strahlende Atman sein, denn er ist der Veränderung unterworfen. Er hat Anfang und Ende. Er ist das Ergebnis von Sattva. Er ist Jada, dumpf. Er leuchtet nicht aus sich selbst heraus. Er ist begrenzt. Er ist nicht konstant präsent. Er erscheint im Tiefschlaf. Etwas Unwirkliches kann nicht für den ewigen, wirklichen Atman gehalten werden. Du bist nicht Vijnanamaya Kosha. Er ist nicht dein. Er gehört zum feinstofflichen Körper. Du bist der Kenner der Hülle und vollkommen verschieden von ihr.

Die fünfte Hülle ist Anandamaya Kosha oder Avidya in seinem Sattva-Aspekt, die glückselige Erfahrung von Sushupti, Tiefschlaf. Es ist mit den drei Vrittis Priya, Moda und Pramoda ausgestattet. Priya ist die Freude, die beim Anblick eines Wunschobjektes aufsteigt. Moda ist die Freude, die aufsteigt, wenn man in den Besitz des Wunschobjektes gelangt. Pramoda ist die Freude über die Freude am Wunschobjekt, der Jubel. Anandamaya Kosha gedeiht im Tiefschlaf zu höchster Blüte. Am Traum- und Wachzustand nimmt er nur teilweise teil, beim Anblick eines schönen Objektes. Priya Vritti ist der Kopf von Anandamaya Kosha. Moda Vritti ist der rechte Flügel, Pramoda Vritti ist der linke Flügel. Pratibimbananda ist der Rumpf. Bimbananda des Atmans ist der Schwanz. Der Mensch spricht: ‚Ich genieße. Ich bin glücklich. Ich bin friedlich. Ich bin gesammelt. Ich bin sattvig. Ich bin rajasig. Ich bin tamasig. Ich bin taub. Ich bin arrogant. Ich bin ein Schuft. Ich bin schwerfällig. Ich bin unzufrieden. Ich besitze Unterscheidungskraft. Ich bin lasterhaft.‘ Die Eigenschaften von Anandamaya Kosha werden fälschlicherweise dem Atman zugeschrieben. Die Eigenschaften von Satchidananda des Atmans werden fälschlicherweise dem Anandamaya Kosha zugeschrieben. Der Mensch spricht: ‚Meine Glückseligkeit ist. Meine Glückseligkeit strahlt. Meine Glückseligkeit ist mir lieb und wert‘. Das ist die wechselseitige, illusorische Beziehung zwischen Atman und Anandamaya Kosha.

Anandamaya Kosha kann nicht der Atman sein, denn er ist ausgestattet mit veränderlichen Eigenschaften. Er ist eine Modifikation der Prakriti. Er ist das Resultat guter Taten. Er hat ein Ende. Du bist nicht Anandamaya Kosha. Er ist nicht dein. Er bildet den Kausalkörper. Du unterscheidest dich vollkommen von dieser Hülle. Du bist stets der Kenner dieser Hülle. In den Beispielen "Meine Kuh, mein Sohn, meine Frau, mein Haus" sind Kuh, Sohn, Frau und Haus verschieden von Menschen. Der Mensch spricht: ‚Mein Körper, mein Prana, mein Intellekt, meine Sinne, meine Ignoranz‘. Das bedeutet, dass sich der Körper vom Eigentümer unterscheidet, der mit dem Wort ‚Mein‘ identifiziert wird. Es ist offensichtlich, dass all diese Dinge einem Wesen gehören, das jenseits von allem ist. Wenn du dir die Neti neti-Lehre vor Augen führst, kannst du verstehen, dass Körper, Prana und Geist nicht der Atman sind, jedoch zu Ihm gehören.

Die Illusion ist im Menschen entstanden aufgrund von Unwissenheit sowie Unfähigkeit zur Unterscheidung. Er kann nicht unterscheiden zwischen dem ewigen Atman und dessen Überlagerungen durch die fünf Hüllen. Die fünf Hüllen erschafft der Geist aufgrund von Unwissenheit. Die fünf Hüllen können nicht der reine, aus Sich Selbst seiende und aus Sich Selbst heraus strahlende Atman sein. Die Shrutis erklären mit Nachdruck, dass der Atman ohne Körper ist. So wie die Veränderungen der Kuh - Geburt, Wachstum, Verfall und Tod - den Besitzer der Kuh nicht betreffen, so betreffen die Veränderungen der fünf Hüllen deren Besitzer, den Atman, nicht. Durch Unterscheidungskraft kannst du die Stimmen zweier Menschen unterscheiden, du kannst klar unterscheiden zwischen weich und hart, kalt und heiß. Bei einem Bild, das an der Wand hängt, kannst du unterscheiden zwischen Farbe, Wand und Bild. Bei einer Limonade kannst du unterscheiden zwischen Orange und Himbeere. Du kannst das Salz und den Zucker nicht vom Wasser trennen. Du kannst den Geruch eines Kleides mit der Nase wahrnehmen, doch kannst du den Geruch nicht vom Kleid trennen.

Du kannst den Atman und die Koshas unterscheiden, indem du die wahre Natur des Atmans und der Koshas verstehst - durch das Hören des Vedantas von einem Guru. Du verstehst, dass es keine Verbindung zwischen Atman und den Koshas gibt. Der Mensch kann Wasser nicht von Milch trennen, doch ist dies Hamsa (dem mythologischen Schwan) möglich. Dem Menschen mit grobstofflichem Intellekt ist es nicht möglich, Atman von den fünf Hüllen zu unterscheiden. Dem Menschen mit feinstofflichem Intellekt ist dies möglich. Die fünf Hüllen sind nicht Atman. So wie die Schlange das Seil überlagert, Silber das Perlmutt, das Blau den Himmel, so überlagern die fünf Hüllen den Atman aufgrund von Unwissenheit. So wie die Illusion Schlange verschwindet, sobald man das Wissen über das Seil erlangt hat, so verschwindet die falsche Vorstellung von den fünf Hüllen, sobald man das Wissen über das Selbst erlangt hat.

Shankaracharya - ein Meister des Vedanta

Der Schüler fragt den Guru: "Die fünf Hüllen vergehen nicht vollständig, nach dem Erkennen des Selbst, sondern manifestieren sich selbst nach dem Erkennen des Selbst. Wie kann man dann sagen, sie seien Illusion?" So wie das Wasser der Fata Morgana auch dann noch als Spiegelung wahrgenommen wird, wenn es als Spiegelung erkannt ist, so mögen die fünf Hüllen für den Weisen auch nach Erreichen von Brahma Jnana weiterhin wahrnehmbar sein. Der Topf ist nur eine illusorische Erscheinung von Lehm. Doch die Illusion bleibt bestehen, so lange der Topf besteht. Ebenso bleiben die fünf Hüllen bestehen, auch wenn man sie als Illusion erkannt hat, so lange wie Prarabdha wirkt. Wenn die Seele von den fünf Hüllen getrennt wird, erstrahlt sie in ihrer wahren Herrlichkeit, in ihrer wahren Natur reinen Bewusstseins. Es bedarf keines Beweises, denn dies ist die Basis aller Beweise. Manchmal müssen Beweise vorweg genommen werden, bevor sie zu wirken beginnen.

Der Lehm allein überlebt, wenn Name und Form des Topfes, der nur eine Illusion des Lehmes ist, vergehen. Der aus sich selbst heraus strahlende Atman allein überlebt, wenn die fünf Hüllen, die nur illusorische Attribute des Atmans sind, durch das Erkennen des Selbst vernichtet sind. Das ist die unerschütterliche und letztendliche Erkenntnis des Vedantas. Wer dies weiß, ist ein Kenner Brahmans, ist ein Kenner der Wahrheit des Vedantas, nur er ist ein Jivanmukta. So erklären es die Upanishaden mit Nachdruck.

Kosha und Sharira Video

Hier ein Vortrag zum Thema 5 Koshas und ihre Beziehung zu den 3 Shariras:


Siehe auch

Literatur

Weblinks

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Triguna

Der Begriff Guna (Sanskrit, m., गुण, guṇa, urspr.: Schnur, Faden; später: Eigenschaft, Qualität) oder auch Triguna beschreibt nach dem philosophischen Konzept des indischen Samkhya die Qualitäten jener Kräfte, aus denen die Urmaterie des Swarlokas, Prakriti, zusammengesetzt ist. Diese Lehre wurde später von anderen Richtungen übernommen und spielt im hinduistischen Denken eine wesentliche Rolle.

Nach Vorstellungen des indischen philosophischen Systems Samkhya ist die Urmaterie (Prakriti) durch drei wesentliche Eigenschaften oder Kennzeichen (Gunas) charakterisiert: Tamas (Trägheit, Dunkelheit, Chaos), Rajas (Rastlosigkeit, Bewegung, Energie) und Sattva (Klarheit, Güte, Harmonie).

Gunas in der Bhagavadgita

Neben anderen Schriften des Hinduismus geht die Bhagavadgita im siebzehnten und achtzehnten Kapitel ausführlich auf die Gunas ein und beschreibt ihre elementare Bedeutung für das Denken und Handeln des Menschen. Sie nennt drei Arten des Glaubens (Shraddha), drei Arten von Nahrung, drei Arten von Opfer, drei Arten der Buße oder Askese (Tapas) sowie die drei Arten der Barmherzigkeit beim Spenden von Gaben (Dāna).

Krishna benennt zunächst die drei Arten des Glaubens und wie diese von den Gunas beeinflusst sind.

  1. Menschen, bei denen Sattva vorherrscht, verehren die Götter.
  2. Menschen, bei denen Rajas überwiegt, verehren Rakshasas und Yakshas.
  3. Menschen, bei denen Dunkelheit und Trägheit (Tamas) vorwiegend zu finden sind, verehren Gespenster und Geister (Bhutas oder Pretas).

Hinzugefügt wird die Gruppe derjenigen, die sinnlos, von Trug und Ichsucht sowie Rajas und Tamas beherrscht, Körper und Seele peinigen. Sie gelten als dämonengleich gesinnt. (Bhagavadgita 17.1-6)

Die drei Arten der Speisen:

  1. Milde Speise, voll Saft und Geschmack, beruhigend, bekömmlich und frisch, ist beliebt bei Menschen, in denen Sattva überwiegt. Diese Speisen beleben und spenden Energie, Stärke und Gesundheit und bringen Freude sowohl körperlich als auch geistig.
  2. Extrem scharfe, bittre, beißende, saure, salzige, scharf gewürzte Speisen werden von Menschen bevorzugt, in denen Rajas vorherrscht. Sie verursachen Verstimmung des Körpers und des Geistes und schlechte Gesundheit oder Krankheit.
  3. Speise, die schal und geschmacklos, verdorben und unrein ist, wird von Menschen mit einer Disposition zu Tamas geschätzt. (Bhagavadgita 17. 7-11)

Die drei Arten der Opfer:

  1. Wer nicht nach Lohn fragt und die Riten nach Vorschrift ausführt, hat eine von Sattva erfüllte Haltung. Sein Opfer ist von Herzen gegeben und um seiner selbst willen.
  2. Wer jedoch dem äußeren Schein wegen und nach göttlicher Belohnung heischend opfert, hat eine von Rajas geleitete Haltung.
  3. Wenn bei einem Opfer jedoch der Glaube fehlt und gegen die Opfervorschriften gehandelt wird, so überwiegt Tamas, die Dunkelheit. Es liegt kein Essensopfer, kein Gebet der Hingabe und kein Geschenk für den leitenden Priester vor und es mangelt an jeglichem Glauben. (Bhagavadgita 17.11-13)

Die drei Arten der Askese (Tapas):

  1. Wenn die dreifache Übung (weil drei Arten) der Askese hingebungsvoll und mit erleuchtetem Geist ausgeübt wird, ohne Gedanken an eine Belohnung, herrscht Sattva vor.
  2. Rajas herrscht dagegen vor, wenn man die Askese aus egoistischem Stolz oder für Ruf, Verehrung und Ehre betreibt. Die Wirkung dieser Art von selbstauferlegter Strenge wird wegen des Mangels an Entschlossenheit und gutem Vorsatz nicht von langer Dauer sein.
  3. Tamas dominiert, wenn die Übungen um einer törichten Idee willen oder der Lust an den auferlegten Mühen und Qualen wegen oder in der Absicht, einem anderen zu schaden, unternommen werden. (Bhagavadgita 17.14-19)

Die drei Arten von Gaben und Geschenken (Dāna):

  1. Das Geschenk ist von der Art des Sattva, wenn es verdienstvollen Menschen zugutekommt und dies am rechten Ort und zur rechten Zeit geschieht; nicht wegen zurückliegender oder erwarteter Nutzen und Vorteile, sondern einfach nur aus dem Wissen heraus, das Richtige zu tun.
  2. Die Gabe ist von der Art des Rajas, wenn diese in der Erwartung von Gegenleistungen oder um einer Belohnung willen getätigt wird.
  3. Das Geben ist von der Art des Tamas, wenn der Beschenkte unwürdig ist, wenn Ort oder Zeit ungeeignet sind, wenn die Motive verächtlich sind und mit Geringschätzung der Gefühle des Beschenkten gegeben wird. (Bhagavadgita 17. 20-22)[1]

Geschichte

In der ältesten Zeit ging man davon aus, dass bestimmte Eigenschaften der Elemente als Objekte der Sinnesorgane nicht nur Wahrnehmungen hervorrufen, sondern auch den Anstoß zur Entstehung der Empfindungen geben. In der Chandogya Upanishade waren den drei Urelementen bestimmte Farben zugeschrieben worden: Weiß, Rot und Schwarz. Die gleichen Farben schrieb die Samkhya-Philosophie der Urmaterie zu. In der Upanishade handelte es sich jedoch dabei um drei verschiedene Elemente; der Samkhya-Philosoph Pancashika nimmt hingegen die Gunas als drei Eigenschaften einer Urmaterie an.

Der Begriff der Eigenschaft als eigener Kategorie des Seins war jedoch zu dieser Zeit noch nicht entwickelt, dies war eine Leistung des Vaisheshika-Systems. Eigenschaften erschienen noch dinghaft, als eigenständige Wesenheiten. Bei Pancashika verbinden und trennen sich die Gunas, stützen und verdrängen sich wie selbständige Elemente. Aus der noch nicht-manifestierten Urmaterie manifestiert sich die Welt der Phänomene, wie das Ichbewusstsein (Ahamkara, wörtlich: „Ich-Macher“) und die zehn Sinnesorgane (Indriyani).

Obwohl das Konzept der Gunas von der dualistischen Samkhya-Philosophie entwickelt wurde, ließ es sich später ohne weiteres in den monistischen Advaita Vedanta integrieren. Hier werden die Gunas jedoch nicht der Prakriti zugeordnet, sondern der Maya (Illusion), die sich ebenfalls in den zehn Sinnesorganen manifestiert.

Bedeutung für den Yoga

Nach der Lehre von den Gunas ist die niedere Prakriti (Natur) aus drei Qualitäten gebildet, die immer im Menschen wirksam sind: Sattva, Rajas, und Tamas. Die Mischung der Kräfte ist verschieden. Dabei kann eine der drei Kräfte in der Person besonders herausgestellt sein, jedoch sind die beiden anderen immer vorhanden. So findet sich in einem Menschen, der gänzlich von Tamas beherrscht wird, von Trägheit und geistiger Dunkelheit, immer auch Spuren von Rajas und gelegentlichem Aufblitzen von Sattva.

Nach Aurobindo ist eine wirksame Beeinflussung dieser drei Eigenschaften durch das Ich nicht möglich, da es selbst Teil der Prakriti und damit Teil der Gunas sei. Weiterhin heißt es, eine Beherrschung von Rajas, des Begehrens und der Leidenschaft, durch strenge Disziplin berge die Gefahr, dass neben einem stillen Frieden sich die Kräfte der Trägheit ausbilden und die positiven Kräfte der Dynamik verloren gehen.

Eine wirkliche Beeinflussung der Gunas könne demzufolge im Yoga nur durch den verborgenen Purusha (die Seele) erfolgen. Dabei müsse sich dieser aus den Verwicklungen der Gunas lösen und als stiller Beobachter über sie erheben.

Er könne dann beobachten, wie die „Wellen“ der Gunas auf- und absteigen und lernen, seine eigene Natur zu verstehen. In einem zweiten Schritt sei es ihm dann möglich, diese Natur zu beeinflussen.

Über das rechte Verhalten gegenüber den Kräften der Gunas erklärt Gott Krishna in der Bhagavadgītā:

„Wer, wo ein ‚Guna‘ ihm erscheint, / Er darum diesen doch nicht hasst, / Nach andern ‚Gunas‘ nicht begehrt, / Im Geiste ruhig und gefasst; / Wer gleichsam unbeteiligt bleibt, / Bei eines ‚Guna‘ Gegenwart, / Wer denkt, ‚ein Guna treibt sein Spiel‘, / Und deshalb stets den Gleichmut wahrt; / Wer standhaft ist in Freud und Leid, / Wem gleich ist Scholle, Stein und Gold, / Wer gleich sich bleibt, wenn man ihn schmäht / Und wenn man ihm Bewund’rung zollt; / Wem gleich ist Ehre oder Schmach, / Ob Freund, ob Gegner unterliegt, / Wer jeder Tat entsagt, der hat / Der ‚Eigenschaften‘ Macht besiegt.“

Bhagavadgita (14.22–14.25) [2]

Sonstiges

Guṇa bezeichnet des Weiteren eine Ablautstufe der klassischen, auf Panini zurückgehenden Sanskritgrammatik.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Swami Prabhavananda, Christopher Isherwood; Einführung von Aldous Huxley: The Song of God – Bhagavad Gita, Mentor/Signet, Chicago. The Vedata Society of Southern California, 1972, S. 116 ff.
  2. Robert Boxberger: Bhagavadgita. Reclam, 1955, S. 85.

Wei Wu Wei

„Wuwei“ im Kaiserpalast Peking (von rechts zu lesen)

Der Begriff Wu wei, auch Wuwei (chinesisch 無為 / 无为, Pinyin wúwéi bis hin zu 為無為 / 为无为, wéi wúwéi) stammt aus dem Daoismus - erstmals wird er im Daodejing erwähnt. Er wird definiert als gezieltes Nichthandeln im Sinne von Enthaltung eines gegen die Natur gerichteten Handelns.

Bedeutung

Der Begriff Wu Wei begründet sich aus der daoistischen Auffassung vom Dao, dem umfassenden Ursprung und Wirkprinzip, das die Ordnung und Wandlung aller Dinge und Vorgänge bewirkt, so dass es nicht weise wäre, in das Walten dieses Prinzips einzugreifen. Die letzte Wahrheit ist gemäß dieser Lehre natürlich bedingt und erfolgt spontan, ohne dass der Geist des Menschen in sie eingreifen müsste. Die Rückkehr zu Grundprinzipien kann nur erfolgen, wenn das dualistische Denken aufgegeben wird und die Handlungen als Wei Wu Wei im Einklang mit dem natürlichen Fluss des Lebens erfolgen. Es geht auch darum, die naturgemäße Entwicklung gewähren-zu-lassen bei der Gestaltung wahrgenommener Erfahrungswelt auf dem Weg von persönlichen Freiheiten, familiärer Eigenheiten, gemeinschaftlicher Unternehmungen, sowie landesspezifischer Entwicklungen im weltweiten Ausgleich[1].

Wu Wei bedeutet nicht, dass man gar nicht handelt, sondern dass die Handlungen spontan in Einklang mit dem Dao entstehen. Dadurch wird das Notwendige leicht und mühelos getan und sowohl Übereifer als auch blinder Aktionismus (die als hinderlich betrachtet werden) vermieden. Es ist ein Zustand der inneren Stille, der zur richtigen Zeit die richtige Handlung ohne Anstrengung des Willens hervortreten lässt. Laut Joseph Needham ist das Wu Wei eine "Enthaltung von gegen die Natur gerichteten Handlungen." - im Gegensatz zu strikt kausalen Zusammenhängen bezeichnete er diese Haltung als "korrelatives Denken" mit Bezug zu Systemen von sich ordnenden Möglichkeiten[2].

Das Vollkommene wird im Daoismus als leer, weich und spontan gedacht und entsprechend sollte auch das Handeln sein, d. h. ohne ein Eingreifen des dualistischen Intellekts, sich der Situation anpassend und intuitiv. Das vollkommene Handeln erkennt intuitiv das beste Mittel und es erscheint als sinnlos, seine Energie in unfruchtbaren Handlungen um der Handlung willen zu erschöpfen, sondern das Handeln sollte sich auf die geeigneten Umstände und Mittel beschränken. Die beste Übersetzung des Begriffes Wu Wei wäre somit „Nicht-Eingreifen“, „tätiges Nichthandeln“ bzw. als Wei Wu Wei „Handeln durch Nicht-Handeln“, und es handelt sich um eine Art von kreativer Passivität. Aus dem integrativen Geschehenlassen resultiert als natürliche Folge auch eine Haltung der friedlichen Gewaltlosigkeit.

Der Begriff Wu Wei erschien in der chinesischen Philosophie zum ersten Mal im Daodejing und blieb ein Wesensmerkmal des Daoismus.

„Wenn du auf dem Wasser reisen willst, ist ein Boot dafür geeignet, weil ein Boot sich auf dem Wasser in geeigneter Weise bewegt. Wenn du aber an Land gehst, kommst du damit nicht weiter und wirst nur Ärger haben und nichts erreichen als dir selbst Schaden zuzufügen.“

Zhuangzi XIV

„Niemals machen und doch bleibt nichts ungetan.“

Laozi

„Der Edle tut es ohne Absicht.“

Daodejing XXXVII

„Ohne Absicht bleibt doch nichts ungefördert; denn man ist nie im Zweifel, was man zu tun hat.“

I Ging

Siehe auch

Literatur

  • Alan Watts: Der Lauf des Wassers. Die Lebensweisheit des Taoismus. Insel, Frankfurt am Main 1975, ISBN 3-458-34639-2.
  • Edward Slingerland: Wie wir mehr erreichen, wenn wir weniger wollen: Das Wu-Wei-Prinzip. Berlin Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-8270-1067-4.
  • J. C. Cooper: Was ist Taoismus? Der Weg des Tao. Eine Einführung in die uralte Weisheitslehre Chinas. Barth, München 1993, ISBN 3-502-62112-8.
  • Theo Fischer: Wu Wei. Die Lebenskunst des Tao. Silberschnur, Güllesheim 1989, ISBN 978-3-923781-34-8.

Anmerkungen

Waldemar Schneider: Reflektionen auf das Taoistische Weltbild. LIT Verlag, Münster 2021, ISBN 978-3-643-14940-4.

  1. aus den Erläuterungen zum Sinnspruch 54 in Tao Te King
  2. aus den Erkenntnissen zum Sinnspruch 53 in Tao Te King